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AutorenbildHanna

Vietnam - Einmal den local bus, bitte!

Aktualisiert: 14. Jan. 2020

Als Backpacker in Vietnam unterwegs zu sein ist aufregend und abenteuerlich - allerdings nicht schwer. Reisende können aus einer Vielzahl an Verkehrsmittel wählen - auch eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Erfahrung, die ihr nicht verpassen solltet.

 

Nachdem ich nun bereits ein paar Tage in Vietnam verbracht habe, bin ich bereit für ein bisschen mehr Abenteuer. Ich lehne deshalb alle Angebote der Angestellten meines Hotels in Hoi An ab, um an mein nächstes Ziel, die 3 Stunden entfernte Kaiserstadt in Hue, zu kommen: Kein private taxi, kein Reisebus! Nein, ich will es jetzt wissen und nehme den local bus.


Was ich darüber weiß: Er braucht am längsten, ist am billigsten und die Fahrer ziehen gerne die Touristen ab, indem sie den Preis ordentlich erhöhen. Angeblich hilft es da auch nicht, wenn man auf die im Bus ausgehängten Preise oder die Homepage des Busunternehmens verweist.


Also laufe ich morgens von meiner Unterkunft los, schwitze bereits nach wenigen Metern, denn es ist - wie jeden Tag - heiß und schwül. Kurz bevor ich am Busbahnhof ankomme, sehe ich meinen Bus davonfahren. Mist, verpasst - hoffentlich kommt bald der nächste... Plötzlich hält der Bus wieder an, ein Mann steigt aus und schreit laut und gestikuliert wild in meine Richtung. Ich denke aber nicht, dass er mich meint... oder?? Er weiß doch nicht etwa, wohin ich möchte?? Ich biege also erst in den Busbahnhof ein, sehe aber, dass der Mann immer noch schreit - und immer noch in meine Richtung winkt. Also meint er doch mich! Ich laufe los, froh, den Bus noch zu bekommen.


Der Busfahrer scheint es eilig zu haben, denn der Bus rollt bereits los, bevor ich drinnen bin. Ich frage eiligst den Conductor, der mich herangewunken hat, How much to Da Nang?, aber er antwortet nur - scheinbar verärgert, aahhh... how much, how much!, winkt ab, drückt von hinten gegen meinen Rucksack und schiebt mich in den Bus. Okay, ich bin drin. Es gibt jetzt kein Zurück mehr.


Ich lasse mich auf eine Sitzbank im hinteren Teil des Busses fallen und schaue mich (wahrscheinlich mit recht gehetztem Blick) um. Links neben mir, auf der anderen Seite des Busses, sitzt ein Mädchen, das mir zulächelt und mir verstohlen mit Zeige- und Mittelfinger eine Zwei zeigt - so, dass der Conductor es vorne nicht sehen kann. Twentythousand? flüstere ich und sie nickt. Ich lächle ihr zu und nicke zum Dank. Ich muss es also nur noch schaffen, diesen Preis auch gegenüber dem Conductor durchzusetzen.


Irgendwann ist es soweit und er macht seine Runde in den hinteren Teil des Busses. Ich werde zunehmend nervöser. Die anderen zahlen, ich kann nicht sehen, wie viel, aber als er bei mir ankommt, setze ich mein freundlichstes Lächeln auf und strecke ihm mit beiden Händen 20.000 Dong entgegen, so wie ich es bei den anderen gesehen habe. Ich habe gelesen, dass Harmonie die wichtigste Ausgangsbasis zum Verhandeln ist und dass es als höflich erachtet wird, zu lächeln und etwas mit beiden Händen zu überreichen. Mein Herz pocht - was, wenn er jetzt einen Aufstand macht und ich doch mehr bezahlen muss??


Ich kann es kaum glauben, aber er akzeptiert. Dreht sich um und geht wieder nach vorne. Toll! Geschafft! Ich habe Glücksgefühle, als hätte ich seit langem nichts Schönes mehr erlebt... Ich entspanne mich jetzt jedenfalls, genieße die Aussicht auf die vorbeifließenden Menschen, Mopeds, kleinen Geschäfte und Kuhherden am Straßenrand und denke, dass es eine gute Entscheidung war, mit dem local bus zu fahren - irgendwie ist man doch viel näher dran an allem, vor allem an den Menschen.



Später bekomme ich eine Sitznachbarin, die ein bisschen Englisch kann und sich erkundigt, woher ich komme. Als ich ihr bei Google Maps zeige, wo Deutschland und Köln liegen, lacht sie zustimmend und ich kann sehen, dass sie sich freut, mich kennenzulernen. Ich glaube, sie ist auch ein bisschen stolz, dass sie Englisch kann und sich mit mir unterhalten kann, im Gegensatz zu den Anderen hier in diesem Bus.


Als wir in Da Nang ankommen, ist es eine weitere, dritte Frau, die die Busfahrt für mich zu einem tollen Erlebnis macht: Der Conductor vergisst, mich an der richtigen Stelle herauszulassen, aber sie passt auf und schreit nach vorne. Anscheinend hat sie den Zettel gelesen, den ich dem Conductor zeigen sollte und den ich jetzt in der Hand halte, auf dem auf Vietnamesisch steht: Please drop her off close to the train station in Da Nang.


Ich lächle, bedanke mich mehrfach und winke beim Aussteigen. Es kommt mir vor, als würden wir Frauen in dieser Welt zusammenhalten. Irgendwie. Ganz ohne Worte. Danke, liebe Vietnamesinnen!


Bitte in der Nähe des Bahnhofs rauslassen...

In kleineren Bussen müssen nur im Bereich des Fahrers vorne die Schuhe ausgezogen werden. In den sogenannten Sleepern, den riesigen Reisebussen, die nachts unterwegs sind, zieht man die Schuhe direkt am Eingang aus.

Auf der Busfahrt von Hoi An nach Da Nang. Für 30 Kilometer braucht der Bus etwas über eine Stunde. Die Gardinen sind übrigens fast alle geschlossen, weil Vietnamesen jegliche Sonneneinstrahlung vermeiden, um nicht braun zu werden.

 

Über meine Ankunft in Hanoi und was ihr euch dort unbedingt anschauen solltet, lest ihr hier: Hanoi - Von Mopeds, Streetfood und Johann Sebastian Bach. Noch mehr über Vietnam findet ihr hier: Vietnam - Von Hoi An nach Hanoi. Über Verständnisschwierigkeiten und kulturelle Differenzen lest ihr im folgenden Beitrag: Vietnam - Lost in translation. Darüber hinaus gibt's noch mehr Vietnam in folgenden Artikeln:


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