Tropische Karststeingebirge, grüne Flusslandschaften, verwunschene Regenwälder, ein von Palmen eingerahmter Sandstrand, uralte Tempel, unzählige bunte Lampions und natürlich... Streetfood! Das alles erwartet euch auf der Strecke zwischen Hoi An und Hanoi. Viel Spaß beim Lesen und Nachreisen!
Erster Stopp: Hoi An
Es ist Anfang Oktober, kurz vor der Regenzeit, die im November beginnt, aber noch ist es sonnig, heiß und schwül in Hoi An. In den Straßen stehen Bäume, deren dicke Blätter ein sattes Grün haben. Es ist kleiner, beschaulicher und ruhiger als die turbulente Hauptstadt Hanoi - allerdings auch touristischer: Hoi An ist eines der Highlights einer jeden Reise durch Vietnam, dementsprechend ziehen Horden von Touristen in kleineren und größeren Gruppen durch die Altstadt.
Wunderschön ist sie trotzdem, diese Stadt: Alte, mit Holz vertäfelte Häuser sind aufwändig restauriert worden, Häuserfassaden und Vorgärten sind grün bepflanzt und zwischen den Häusern hängen Lampions in allen erdenklichen Farben und Formen. Kein Wunder, dass die Altstadt 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit werden die unzähligen Lampions der Stadt erleuchtet - ein wunderschöner Anblick!
Ich bin tagsüber (natürlich!) auf der Suche nach Streetfood zu einheimischen Preisen und finde es an drei verschiedenen Stellen:
Food Court: Über die Cau An Hoi-Brücke laufen ("Bridge of Lights"), links abbiegen, bis zum Ende der Straße laufen, die letzte Straße rechts - zwar auch nur für Touristen, aber deutlich billiger und einfacher als in den Tourilokalen direkt am Wasser - Hier könnt ihr übrigens auch Kochworkshops belegen...
Straße Tran Cao Van: Hier und in der Umgebung, d.h. außerhalb der Altstadt, gibt es echtes Streetfood für echte Locals
Im Phi Banh Mi esse ich - ungelogen - den besten Sandwich meines Lebens. Danke, Christoph, für den guten Tipp!
Am zweiten Tag miete ich für 30.000 Dong (ca. 1€) ein Fahrrad, das dem Namen Drahtesel alle Ehre macht: Es ist verrostet, alt und die Bremsen funktionieren nur, wenn ich Glück habe, aber es bringt mich verlässlich an den 20 Minuten entfernten Strand An Bang. Toll! Vor mir liegt jetzt feiner, weißer Sand und klares, flaches Wasser.
Auf der Rückfahrt geht es vorbei an Reisfeldern, Flüssen und Seen. Vom Sattel des Fahrrads aus kann ich den glänzenden Schlamm auf den Rücken der grasenden Wasserbüffel sehen, ich entdecke Menschen, die hüfthoch im Wasser fischen, in den Orten klapprige, notdürftig zusammengeflickte Hütten. Es kommt mir vor, als führe ich durch eine Filmkulisse.
Außer mir sind einige andere Touristen unterwegs, ausschließlich auf wahren Drahteseln übrigens. Man erkennt sie schon von Weitem daran, dass sie nackte Arme und Beine haben im Gegensatz zu den Vietnamesen auf Mopeds, die sich bis auf die Augenpartie komplett vermummen und sogar Handschuhe tragen, um auf keinen Fall braun zu werden. Warum wollen wir Menschen bloß immer das, was wir nicht haben?!?
Wer Hoi An und Umgebung in Ruhe entdecken will, sollte mindestens drei Nächte einplanen. Weitere Ausflüge auf die Cham-Inseln und in ein traditionelles Dorf können von den Unterkünften oder in Reisebüros vor Ort organisiert werden. Für die Weiterreise nach Hue müsst ihr wählen - zwischen dem Zug, der in 3 Stunden eine schöne Küstenstrecke fährt (meine Wahl), oder über den Hai-Van-Pass mit dem Auto, Bus oder Motorrad (soll sehr schön sein!). Für die Weiterreise mit dem Zug bin ich zuerst mit dem local bus nach Da Nang gefahren - was für ein Erlebnis!
Der Zug fährt von Da Nang nach Hue an der wunderschönen,
einsamen Küste Vietnams entlang.
Zweiter Stopp: Hue
Ich besichtige hier die alte Kaiserstadt, bevor ich nach nur einer Nacht flüchte. Hue ähnelt abends einer Mischung aus Kirmes und Disko - die Straßen des touristischen Zentrums sind dann für motorisierte Fahrzeuge gesperrt, es reiht sich ein Restaurant neben das andere, überall ist die Musik laut aufgedreht, auf der Straßenkreuzung spielt eine Band. Tagsüber werde ich hier ständig von Motorradfahrern angesprochen, die mir eine Fahrt oder eine Tour mit ihnen verkaufen möchten und erst locker lassen, nachdem ich dreimal freundlich verneint und mich bedankt habe. Mit dem Zug geht es am nächsten Tag weiter nach Dong Hoi.
Hue: Die imposanten Gebäude liegen innerhalb einer Zitadelle und wurden vom Beginn bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Residenz und repräsentative Gebäude für die Kaiser der vietnamesischen Nguyen-Dynastie gebaut.
Links: der Haupttempel der Zitadelle in der untergehenden Sonne; Mitte: riesige Koi-Karpfen im kaiserlichen Teich (und meine Füße zum Vergleich); rechts: auch in Tempeln herrscht Schuhverbot
Dritter Stop: Dong Hoi
Diese Stadt kann ein guter Zwischenstopp auf dem Weg vom Süden in den Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark sein; Touren dorthin werden auch von hier aus angeboten. Wenn ihr hier einen Zwischenstopp macht, solltet ihr unbedingt im gemütlichen Tree Hugger Café vorbeischauen. Das Café ist mit viel Liebe eingerichtet und hat mit seiner Mischung aus vietnamesischen und europäischen Elementen einen ganz besonderen Charme. In den gemütlichen Sesseln, mit guter Musik in den Ohren, einem eisgekühlten Zimttee in der Hand und Ventilatoren im Nacken lässt es sich hier Stunden verbringen!
Außer leckeren Snacks (es gibt gratis Maracuja zum Auslöffeln als Nachtisch!) bieten die Angestellten hier wertvolle Tipps zur Weiterfahrt und konkrete Hilfe bei der Organisation. Die deutsche Besitzerin, Anna, erzählt mir, dass sie seit 2012 in Vietnam lebt, obwohl sie ursprünglich nicht geplant hatte, so lange hier zu bleiben. Außer ihr gibt es einige wenige Ausländer hier im Ort, die sich fast alle mit Englischunterricht über Wasser halten; viele von ihnen bleiben nur ein paar Monate. Auch Anna bestätigt, dass sich vietnamesische Kultur und Mentalität sehr von der deutschen bzw. europäischen unterscheiden, weshalb Kontakte zu anderen Ausländern wichtiger werden. Danke, Anna, für diese interessanten Infos und deine Hilfe bei der Organisation meiner Weiterfahrt!
Fischerboote in Dong Hoi
Vierter Stopp: Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark
Das Dorf Phong Nha (gesprochen: fong-njaa) selbst ist eher uninteressant und touristisch. Zum ersten Mal finde ich hier jedoch eine Unterkunft, die Hängematten mit Ausblick auf Fluss und Berge hat - wunderbar zum Entspannen nach einer der Touren, die in den Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark führen.
In Phong Nha angekommen überlege ich lange, welche der vielen Touren in den Nationalpark ich buchen soll. Okay, ich gebe es zu, das liegt auch daran, dass mir ein wenig mulmig zu Mute ist bei dem, was ich gehört und gelesen habe: Wanderungen in Höhlen, Schwimmen durch Flüsse in Höhlen, enge Schluchten und Gänge, sich an Ziplines durch Täler schwingen,... Als gelegentliches Opfer von Platzangst klingt das nicht gerade ermutigend. Also wähle ich die einfachste Route, die, bei der steht, dass auch Kinder ab 8 Jahren mitmachen können... Was ein 8-jähriger schafft, schaffe ich doch auch, oder??
Tatsächlich sind dann gar keine Kinder dabei, aber eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Backpackern aus der ganzen Welt und Lilly, die uns durch den Dschungel führen wird und die wir Teacher nennen, obwohl sie nur halb so groß und breit ist wie wir und damit aussieht, wie ein kleines Kind!
Also kann es losgehen! Wir besuchen zunächst die sogenannte Paradise Cave, in der es meterhohe Stalagmiten und Stalagtiten zu sehen gibt. Der Spaziergang auf einem befestigten Holzgerüst dauert ca. 1 Stunde - immerhin gehen wir 1 Kilometer tief hinein in die Höhle. 40 Kilometer weiter, sagt Lilly, liegt der andere Ausgang der Höhle - in Laos!
Wieder draußen angekommen, spüren wir noch einmal mehr, wie heiß und schwül es ist. Zusätzlich hat es angefangen zu regnen, so dass wir irgendwann nicht mehr wissen, woher die Feuchtigkeit auf unserer Haut kommt.
Nach einem kurzen Zwischenstopp an einem Tempel und der kleinen Eight-Ladies-Cave, die aber nicht betreten werden darf, lassen wir den Minibus zurück und beginnen, einen steilen, rutschigen Lehmpfad mitten in den Dschungel herabzuklettern. Wir laufen durch einen tropfenden Wald, in dem wir nur noch von zwei Farben umgeben sind: dem Braun des Bodens vor uns und den Tausenden Schattierungen von Grün um uns herum.
Als wir nach einer halben Stunde an einem wunderschönen Flusslauf ankommen, sieht man bereits den unscheinbaren Eingang der Tra Ang-Höhle im Hintergrund (s. rechtes Foto, rechter Rand).
Wir ziehen die Klamotten aus, Schwimmweste, Helm mit Stirnlampe, Gummischuhe und Handschuhe an und sind damit perfekt gerüstet gegen die Dunkelheit und die scharfen Steine, die im Wasser lauern. Los geht's! Mein Herz ist nicht das einzige, das klopft, als wir an einer kleinen Leine einen Fluss mit recht starker Strömung in Richtung Eingang der Höhle überqueren - das beichten mir die anderen auf dem Weg. Dann sind wir da. Keiner traut sich so richtig ins Wasser, aber Teacher Lilly schreit und lacht: Come on, you go in water! Come on!
Okay, der erste von uns lässt sich hineinplumsen - und dann lasse auch ich mich fallen, ins kalte, dunkle Wasser. Lilly lacht und treibt uns an: Come on, you swim there! Stay on the right! Wir sollen also vorschwimmen?!? Trotz des militärischen Tons, den sie anschlägt, traut sich keiner so richtig, also schwimmt sie doch vor, hinein ins Dunkel der riesigen Höhle. Sie braucht es nicht mehr zu sagen, nein, wir bleiben jetzt ganz von alleine eng zusammen, wobei die Plätze in der Mitte der Entenschule die begehrtesten sind und nur die ganz Mutigen vorne in der ersten Reihe schwimmen...
Es geht tiefer hinein, ungefähr 300 Meter, sagt Lilly, und so strampeln wir unter Fledermäusen hinweg, die im Lichtschein unserer Stirnlampen dicht über die Wasseroberfläche sausen. Nach unten hin sehen wir gar nichts, das Wasser ist pechschwarz, denn das Licht unserer Lampen dringt gerade mal ein paar Zentimeter unter die Oberfläche. Irgendwann halten wir an und kauern uns auf einen Absatz am Rande der Höhle. Turn off the lights, please! befiehlt Lilly und es wird stockfinster und still. Es ist das schwärzeste Schwarz, das ich jemals gesehen habe, und es ist ungewohnt: Ich möchte die Augen weiter aufreißen, um etwas zu sehen, aber das funktioniert nicht - alles bleibt einfach nur schwarz, ohne jegliche Schattierungen. Bevor wir umdrehen, machen wir den Schreitest und hören, wie lange es dauert, bis das Echo im Schwarz des Berges verhallt. Es dauert sehr lange!
Kurz bevor es zurückgeht, erzählt uns Lilly, dass es hier außer Fischen noch Wasserschlangen und Aale gibt. Ich hoffe auf Rettung vom steinernen Absatz, aber sie kommt nicht, so dass wir uns wieder waghalsig in die Fluten stürzen... naja, okay... in den stillen Fluss gleiten lassen.
Mut macht anscheinend hungrig, denn zurück im Camp schlingen wir die selbst gedrehten Sommerrollen hinunter - was für ein schönes Picknick mitten im Dschungel!
Die Helden der Höhle sind zurückgekehrt und jetzt kommt sogar die Sonne raus...!
Ausblick auf den Fluss in Phong Nha
Von Dong Hoi nach Phong Nha könnt ihr übrigens gut mit dem lokalen Bus fahren (40.000 Dong pro Person, entspricht ca. 1,50€). Busse nach Ninh Binh fahren von Phong Nha oder von Dong Hoi aus - der etwas bessere Bus des Unternehmens Phuong Thran fährt allerdings nur von Dong Hoi aus, also besser hier buchen, bevor ihr nach Phong Nha fahrt. In Phong Nha kann ich das Phong Nha Coco House für die Übernachtung empfehlen. Die Tour habe ich bei der Firma Jungle Boss gemacht; sie heißt "Jungle Boss National Park Tour".
Fünfter Stopp: Ninh Binh / Trang An
Das Highlight Ninh Binhs heißt nicht Tra Ang wie die Höhle, von der ich oben berichtete, sondern ganz ähnlich: Trang An... Die eindrucksvolle Karststeinlandschaft kann auf eigene Faust, d.h. vom Besucherzentrum aus per 2-stündiger Bootsfahrt erkundet werden. Die grün bewachsenen, steil aufragenden Felsen bildeten die Kulisse für den Film King Kong und ich habe keine Probleme, mir vorzustellen, dass im nächsten Moment riesige Affen oder andere urige Tiere hier auftauchen. Die Landschaft ist wunderbar - leider auch recht touristisch.
Organisatorisches
Wer in Hanoi ankommt kann mit dem Flugzeug nach Hoi An fliegen und sich von dort langsam die Küste hocharbeiten - so habe ich es gemacht. Es ist aber genauso gut möglich, die gleiche Strecke von Norden nach Süden zu reisen und am Ende dann von Hoi An zurückzufliegen - oder nach Ho Chi Minh City ganz im Süden Vietnams weiterzufahren. Mit einer Flugzeit von 1h20 ist es auf jeden Fall deutlich komfortabler, eine Strecke durch einen Flug zu ersetzen als 17 Stunden im Zug oder Bus zu sitzen. Bei Vietnam Airlines, Jetstar und einigen anderen Billigfluglinien könnt ihr Flüge zwischen 30 und 100€ buchen.
Ich habe die Strecke Hoi An - Hanoi in etwa 12 Tagen zurückgelegt. Diese Zeit war perfekt, um an schönen Orten bis zu drei Nächte zu verbringen. Toll ist dabei, dass es jetzt, im Oktober, nicht nötig ist, Unterkünfte, Touren oder Fahrkarten tagelang im Voraus zu buchen. Da der Standard der Unterkünfte im Allgemeinen recht niedrig ist, halten die Fotos im Internet oft nicht ihr Versprechen. Ich habe mich deshalb so manches Mal gefreut, dass ich noch nicht lange im Voraus gebucht hatte.
Und jetzt packt eure Koffer und macht euch auf den Weg!
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